Round Table Antibiotika Schweiz Mitgliederanlass 2024
4. November 2024
Was können wir tun, um die Verfügbarkeit von lebensrettenden Antibiotika und das Funktionieren unseres Gesundheitssystems zu sichern? An der Jahresveranstaltung des Round Table Antibiotika Schweiz am 4. November 2024 diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Medizin, Industrie und Gesellschaft über neue Finanzierungs- und Erstattungsmöglichkeiten sowie darüber, wie Hindernisse auf dem Weg zur Umsetzung erkannt und beseitigt werden können. Die Veranstaltung stand auch im Zeichen der bevorstehenden World AMR Awareness Week.
Hier sind einige Eindrücke:
Prof. Dr. Dr. med. Silvio Brugger (Universitätsspital Zürich):
- AMR sind nicht nur ein Zukunftsproblem, sondern bereits eine Krise, auch in der Schweiz.
- Zunehmende Resistenzen gegen verfügbare Antibiotika gefährden den Behandlungserfolg, und innovative Antibiotika haben in der Schweiz oft keine Zulassung.
- Dies stellt die Ärzteschaft vor grosse Herausforderungen, wenn es darum geht, den Erfolg hochspezialisierter medizinischer Behandlungen zu gewährleisten – unter anderem bei Organtransplantationen, in der Präzisionsonkologie und bei der Behandlung von Verbrennungen.
Dr. Ramiro Dip und Dr. Florian Rechfeld (beide Swiss Re):
- AMR sind zu einem Problem für Versicherer und Rückversicherer geworden, da sie die Gesundheitskosten erhöhen und den Handel und die Wirtschaft schädigt.
- Swiss Re hat ein Pandemie-Notfall-Finanzierungsinstrument (Englisch: Pandemic Emergency Financing Facility oder PEF) eingerichtet, um die Gesundheitssysteme in afrikanischen Ländern bei der schnellen Reaktion auf Ebola-Ausbrüche zu unterstützen.
- Angesichts der Tatsache, dass Antibiotikaresistenzen bereits präsent sind und sich nur langsam entwickeln, kamen die Referenten zu dem Schluss, dass sie eher eine mittelfristige Grundsatzreaktion als Notfallmassnahmen erforderen.
Chantal Morel, PhD (Universität Bern):
- Viele Industrieländer erwägen Anreize in Form von Einnahmegarantien oder Abonnementmodellen, um die Verfügbarkeit neuer und bereits vermarkteter Antibiotika für ihr Gesundheitssystem zu gewährleisten.
- Um diese Wirkung zu erzielen, müssen die Anreize glaubwürdig sein, im Voraus festgelegt werden, von den Verkaufsmengen abgekoppelt sein und ihre Höhe muss dem vollen Wert des betreffenden Antibiotikums und den Preisen anderer Arzneimittel entsprechen.
- Die Referentin erinnerte daran, dass „wir nur das bekommen, wofür wir bezahlen“ und dass die Bündelung der Kräfte mehrerer Staaten das ausgestrahlte Marktsignal verstärken wird.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Lucas Böttcher (Frankfurt School of Finance & Management), Chantal Morel, PhD und Marie Petit (Villiger Valuation), die von Jan Posthumus, PhD (Basilea Pharmaceutica) kompetent und sachkundig moderiert wurde.
Die Diskussionsteilnehmenden nannten die oft unvollständigen und fragmentierten Daten und die nicht harmonisierten Datendefinitionen als einen der Gründe, die eine evidenzbasierte Politikgestaltung erschweren. Darüber hinaus kann das volle Potenzial der Wissenschaft nicht ausgeschöpft werden, da die Förderbedingungen in der Regel keine multidisziplinären Ansätze zulassen. Solche Ansätze wären jedoch notwendig, um dem Wesen von AMR gerecht zu werden, einem Phänomen mit Ursachen und Auswirkungen in zahlreichen Bereichen der Wissenschaft, des Gesundheitswesens, der Wirtschaft und der Gesellschaft über alle One-Health-Domänen hinweg.
Der Round Table Antibiotika Schweiz bedankt sich herzlich bei allen, die diese Veranstaltung ermöglicht haben – bei dem Moderator, den Referenten und den Diskussionsteilnehmenden. Wir danken auch der MCID und dem Hosting Sponsor Swiss Re für ihre grosszügige Unterstützung.